CONCORDIA beim parlamentarischen Frühstück im Deutschen Bundestag
Wenige Tage nach der Präsidentschaftswahl in der Republik Moldau veranstalteten wir gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Kindernothilfe auf Einladung der Grünen-Abgeordneten Merle Spellerberg ein parlamentarisches Frühstück im deutschen Bundestag. Unter dem Thema “Moldau nach der Wahl – junge Perspektiven”, war es uns ein Anliegen, über die Kinder- und Jugendarmut in Moldau, die Umsetzung der Kinderrechte im Land und die Herausforderungen junger Menschen zu sprechen.
CONCORDIA ist die größte NGO in Moldau, die sich um die Rechte und den Schutz von Kindern kümmert. Momentan wachsen um die 180.000 Kinder in Moldau mit mindestens einem Elternteil im Ausland auf, da sie nur dort ausreichend Geld verdienen, um ihre Familie zu ernähren. Zudem sind schätzungsweise 12.000 Kinder von Vernachlässigung, Gewalt, Obdachlosigkeit oder Kinderarbeit betroffen. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich viel höher, da die moldauischen Behörden die Situation nicht ausreichend überblicken können.
Die Armut treibt die Eltern der Kinder in eine schwierige Lage. Oft sind sie so sehr darauf fokussiert, die Grundbedürfnisse ihrer Kinder zu stillen – wie etwa ausreichend Essen, passende Kleidung und und ein warmes Zuhause – dass sie nicht in der Lage sind, sich auch um andere Bedürfnisse ihrer Kinder zu kümmern.
Junge Menschen in Moldau, vor allem in ländlichen Gebieten, haben oft keinen Zugang zu politischer Beteiligung: Sie haben nur wenige Möglichkeiten, sich mit ihren Herausforderungen und Anliegen in der Politik Gehör zu verschaffen und bei Entscheidungen, die sie betreffen, mitzubestimmen.
Zudem mangelt es an Hilfeleistungen für junge Menschen, die in staatlicher Obhut aufwachsen und diese mit dem 18. Geburtstag verlassen müssen. Sie sind oft mit finanziellen Schwierigkeiten, Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit konfrontiert. Viele der jungen Menschen verlassen deshalb das Land auf der Suche nach einem besseren Leben.
Um diesen Problemen entgegenzuwirken, ist es notwendig lokale Behörden und Einrichtungen zu stärken und eine effektive Strategie zur Stärkung der Kinder- und Jugendrechte zu entwickeln.
Nachdem Galina Bujor auf die Schwierigkeiten junger Menschen aus der Sicht von CONCORDIA Moldau hinwies, kamen Alexandru Pascari und Teodora Panus zu Wort. Sie beide sind Jugendliche aus Moldau. Alexandru wuchs in staatlichen Einrichtungen auf und wird von CONCORDIA unterstützt. Teodora ist Mitglied im National Youth Council of Moldova, dem nationalen Jugendverband in der Republik Moldau.
Abschließend fand eine rege Diskussion mit den Teilnehmenden statt, bei der sie sich über mögliche Lösungen und Zukunftsperspektiven für junge Menschen in Moldau austauschten.
Gemeinsam mit der Kindernothilfe haben wir dabei folgenden Aufruf an die politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger formuliert:
- Unterstützung für Familien in schwierigen Lebenslagen sowie für Kinder ohne elterliche Betreuung ist entscheidend. Notwendig sind Programme, die präventiv wirken und dazu beitragen, dass Kinder nicht aus ihren Familien herausgerissen werden müssen.
- Kinder in ländlichen Gebieten benötigen sichere Orte, die ihnen Zugang zu Bildung, psychologischer Unterstützung und Freizeitaktivitäten bieten. Diese Räume ermöglichen eine gesunde Entwicklung und helfen, den Kreislauf von Armut und Diskriminierung zu durchbrechen.
- Eltern und Pflegefamilien brauchen Unterstützung und Bildungsangebote, um sie in Erziehungsfragen zu stärken und ein sicheres Umfeld für ihre Kinder zu schaffen.
- Die Einrichtung nachhaltiger Schutzmechanismen zur Prävention häuslicher Gewalt ist in Moldau dringend notwendig. Fachkräfte sollen kontinuierlich geschult und Präventionsprogramme gestärkt werden.
- Die gesellschaftliche Wertschätzung und Unterstützung von Mehrkindfamilien sowie die Förderung von Frauen in der Arbeitswelt sind wichtige Schritte, um Familienstrukturen langfristig zu stabilisieren.
- Zusätzlich bedarf es spezifischer Programme für junge Menschen aus ländlichen Regionen: Jugendliche benötigen sichere Anlaufstellen, die ihnen beim Erwerb von Alltags- und Berufskompetenzen helfen und sie bei der Integration ins gesellschaftliche Leben unterstützen.
- Jugendliche, die aus Pflegeeinrichtungen entlassen werden, benötigen Unterstützung beim Übergang in ein eigenständiges Leben. Notwendig sind Wohn- und Ausbildungsangebote sowie berufliche und soziale Beratung.
Diese gezielten Maßnahmen können dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche in Moldau die gleichen Chancen auf ein gesundes und sicheres Aufwachsen sowie eine erfolgreiche Zukunft haben. Ein entschlossenes Handeln ist nun gefragt, um die jungen Generationen zu stärken und ihnen Perspektiven zu eröffnen.
Wir danken der Kindernothilfe und allen Gästen herzlich für diesen wertvollen Austausch!