Als Freiwillige an der Ukraine-Grenze

Die 19-jährige Anna ist seit September 2021 als Volontärin für CONCORDIA in Moldau tätig. Ihr Leben änderte sich damals radikal.

Das kleine Dorf Tudora in dem unser Sozialzentrum angesiedelt ist, zählt keine 2.000 EinwohnerInnen. Die Armut ist groß, kaum jemand hat Arbeit.

Und plötzlich war Krieg

"Ich erinnere mich noch an den Tag, als Russland in die Ukraine einmarschiert ist. Die ganze Zeit lief der Fernseher, alle waren sehr beunruhigt. Es gab plötzlich kein anderes Thema mehr", erzählt die junge Österreicherin. Schon am nächsten Tag standen Geflüchtete am Grenzübergang.

"Es war erschreckend, wie viele Kinder mit ihren Müttern dort waren, auch ganz kleine. Und es war extrem kalt. Der Stau reichte bis nach Odessa zurück, 50 Kilometer. Als die Grenze dann geöffnet wurde, hat sich die Situation etwas beruhigt."

Von da an lief das CONCORDIA Team im Moldau auf Hochtouren. Gastfamilien wurden für die Geflüchteten organisiert, Kleidung und Lebensmittel zur Verfügung gestellt.  Und das alles im mit Abstand ärmsten Land Europas, mit Arbeitslosenraten auf dem Land von über 75 % und Durchschnittseinkommen von 300 Euro im Monat.

Über 360.000 geflüchtete UkrainerInnen sind seit Beginn des Krieges nach Moldau gekommen, dabei zählt das Land selbst nur noch 2,4 Millionen EinwohnerInnen. In etwa die Hälfte der Bevölkerung verließ seit der Unabhängigkeit der Republik Moldau im August 1991 das Land. Rund ein Viertel der Flüchtlinge ist nun in Moldau geblieben, die meisten möchten abwarten und hoffen auf eine rasche Rückkehr in die Heimat.

Die 19-jährige Studentin ist beeindruckt: "Die Menschen sind hier sehr offen gegenüber den Geflüchteten. Und sehr hilfsbereit. Obwohl sie selbst fast gar nichts haben. Deshalb versuchen wir auch, jene Familien mit Essen und Hygieneprodukten zu versorgen, die Geflüchtete aufgenommen haben. Damit sie nicht die ganzen Kosten zu tragen haben."

Zu Annas Aufgaben vor Ort zählt am Vormittag auch die Betreuung der Kinder im CONCORDIA Sozialzentrum. "Wir spielen miteinander. Und auch die Mütter kommen oft, weil es hier Internet gibt.“ Sie versuchen Kontakt zu ihren Männern aufzunehmen, die im Nachbarland kämpfen.

„Die Stimmung in Tudora ist gemischt. Vor allem bei den älteren Menschen ist die Erinnerung an 1992 noch frisch, die haben das alles schon mal erlebt. Sie gehen immer noch davon aus, dass die russischen Truppen aus Transnistrien einmarschieren."

Diese Truppen sind im abtrünnigen und international nicht anerkannten Teil Moldaus stationiert. Als sich Transnistrien 1992 von Moldau lossagte, gab es einen Bürgerkrieg, in dem rund 2.000 Menschen ums Leben kamen. Die Grenze zu Transnistrien ist nur 20 Kilometer entfernt.

Anna möchte bleiben

"Von der österreichischen Botschaft wurde uns mitgeteilt, dass es sechs Warnstufen gibt, bei der fünften sollen wir raus. Im Moment sind wir bei Stufe vier", ist die 19-Jährige vorbereitet. Bleiben will sie, solange es möglich ist. Ihr Praktikum läuft im Mai aus. "Bis dahin bleibe ich auf jeden Fall. Und wenn es geht, würde ich gern verlängern."

 

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